Donnerstag, 18. Juli 2013

Zwischen Wienerwald und Vietnam

Das erste ausländische Restaurant, das ich besucht habe, wenn man einmal den Wienerwald beiseite lässt, war ein italienisches. Sehr lecker! Der Besuch eröffnete mir eine neue Welt jenseits von Wiener Schnitzel und Pfeffersteak. Richtig spannend wurde es jedoch, als die ersten China-Restaurants aufkamen. Süß-sauer und scharf musste es sein!

Mit Stäbchen zu essen, war eine echte Herausforderung, die Krämpfe in der Fingermuskulatur waren ziemlich unangenehm. Einmal bekam ich vom Wirtsehepaar welche aus Metall - eine Ehre mit höchstem Schwierigkeitsgrad verbunden mit neuerlichen Schmerzen. Die Finger konnte ich nur mit roher Gewalt wieder öffnen. Wer je diese dünnen, metallenen Stäbchen verwendet hat, weiß von was ich rede. Immerhin kann ich heute Erdnüsse und einzelne Reiskörner zum Mund führen.
Damals habe ich irgendwo gelesen, dass die meisten chinesischen Restaurants von Vietnamesen betrieben würden. Der Test bei meinem Stammchinesen bestätigte diese Behauptung. Warum auch nicht? Ob es wirklich stimmt, kann ich leider nicht belegen. Später zeigte sich jedoch, dass viele Italiener von Türken betrieben wurden und so mancher Thai von Deutschen.
Was mich seit Jahren beschäftig, ist aber eine andere Sache. Warum haben die vietnamesischen Meisterköche chinesische Restaurants eröffnet? Wie schmackhaft und gesund diese Küche ist, erfahren wir ja seit einiger Zeit durch den wahren Boom vietnamesischer Pho-Restaurants. Allein in meiner näheren Nachbarschaft kann ich zwischen dreien wählen. Sie haben einen Thai, einen Italiener und einen Jugoslawen verdrängt. Statt lustigem Bosniaken gibt es nun Pho Bo, eine kräftige Suppe mit Rindfleisch - die wird sogar in einer veganen Variante angeboten. Wenn "Charlie", so heißt das Restaurant, nicht so teuer wäre, wäre ich sicher öfter dort.
Vor ein paar Monaten habe ich wieder eine Entdeckung gemacht. Die österreichische Hendl-Braterei "Wienerwald" gibt es doch noch! Ich hatte eigentlich gedacht, dass keine Filiale die Insolvenz überstanden habe. Nun habe ich schon ein paar Mal in Jugenderinnerungen geschwelgt. Mein Stammlokal wird es aber nicht mehr werden. Aber vielleicht macht dort ja bald ein Vietnamese auf.