Mittwoch, 12. Juni 2013

NSU-Prozess mit journalistischem Klicker-di-Klacker

Beim NSU-Prozess am Oberlandesgericht München. Carsten S. sagt aus. Jedes Wort wird von den Journalisten auf der Empore protokolliert. Fast jeder hat inzwischen einen Laptop. Flink hasten ihre Finger über die Tastaturen. So wird die Aussage von Carsten S. mit einem leisen rhythmischen Klappern unterlegt. Schweigt er, verebbt das Klicker-di-Klacker - pianissimo. Schluchzt er, braust es auf - fortissimo. Manchmal raunt das Publikum. Das Geräusch der Tasten entwickelt ein eigenes Leben.
Es könnte auch ein Stück von György Ligeti sein, dem ungarischen Komponisten. Bei den 1. Heidelberger Kunsttagen, die Bernd Böhlendorf Ende der 80er Jahre organisiert hatte, wurde das Ligeti-Stück "Poème symphonique" im Theaterkeller der Uni-Heidelberg aufgeführt. Bernd hatte die 100 Metronome, die dafür benötigt werden, bei einem Musikgeschäft auf der Hauptstraße ausgeliehen. Die Metronome, unterschiedlich aufgezogen waren in Gruppen im Theater verteilt. Das Licht war spärlich. Das Klick-Klack-Klick-Klack der Metronome verband sich zu einem faszinierenden Klangteppich mit unterschiedlichen Rhythmen, mit Crescendos aber auch stillen Momenten. Viel sanfter war der Klangteppich im Gerichtszentrum München im Saal des Oberlandesgerichts. Merkwürdig, denn im Saal herrschte eine enorme Spannung - schließlich ging es dort um Mord.